„Fründtschaft zwüschent uns und mit guten trüwen“
500 Jahre Ewiger Bund 1519-2019
Im Jahr 2019 feierte die Stadt Rottweil ein besonderes Jubiläum.
Am 6. April 1519 schloss die Reichsstadt Rottweil in Zürich mit den Eidgenossen ein Bündnis, das für die Stadtgeschichte und die bilateralen Beziehungen von großer Bedeutung war. Dieser sogenannte „Ewige Bund“ knüpfte an bereits bestehende diplomatische Kontakte an. 1463 hatten Rottweil und die Eidgenossen Regelungen zu gegenseitiger militärischer Hilfeleistung im Konfliktfall vereinbart. Rottweiler hatten in Folge dieser Übereinkunft z.B. in der Schlacht von Murten (1476) gegen Herzog Karl den Kühnen sowie in den Italienkriegen an der Seite der Eidgenossen gekämpft. Nachdem das Bündnis mehrfach verlängert worden war, wurde dieses 1519 in den „Ewigen Bund“ umgewandelt.
Am 25. September 1519 beschworen der Bürgermeister von Rottweil, der Rat, alle männlichen erwachsenen Rottweiler sowie Gesandte der unterzeichnenden Orte das Bündnis durch Eidesleistung am Marktbrunnen, auf dem noch heute ein Schweizer Soldat zu sehen ist. Wie auch Mülhausen im Elsass wurde Rottweil zu einem zugewandten Ort und entsandte einen Vertreter zur Versammlung der Eidgenossen in Baden im Aargau (sog. Tagsatzung). Der „Ewige Bund“ sah eine enge Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung vor. Heute würde man von einem Rechtshilfeabkommen sprechen. Darüber hinaus räumten sich die Vertragspartner das Prinzip der Meistbegünstigung beim Handel ein, und die wirtschaftlichen Beziehungen intensivierten sich. Neue Zölle sollten nicht erhoben werden, sodass auch eine Wirtschaftsgemeinschaft entstand. Wie schon 1463 kam man auch 1519 überein, sich gegenseitige militärische Hilfe zu leisten, wobei die Rottweiler eine finanzielle Entschädigung erhalten sollten, die Eidgenossen ihrerseits den Rottweilern unentgeltlich zur Seite stehen sollten.
Die Beglaubigung des Bündnisses erfolgte durch die Siegel Rottweils sowie der Orte Zürich, Bern, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus, Freiburg im Üchtland, Solothurn, Schaffhausen und Appenzell. Obwohl Basel im Urkundentext ausdrücklich genannt ist, fehlt das entsprechende Siegel, weil Basel das kaiserliche Hofgericht zu Rottweil nicht anerkennen wollte und das Bündnis daher nicht ratifizierte.
Auch enge kulturelle Beziehungen entwickelten sich in der Folgezeit. Lehrer aus der Eidgenossenschaft unterrichteten z.B. an der Rottweiler Lateinschule, in der heute das Stadtarchiv Rottweil untergebracht ist. Im Zuge der Reformation bekannten sich einige bisher katholische Kantone zu Calvins Lehre, wohingegen Rottweil beim katholischen Glauben blieb.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), der auch ein Religionskrieg war, wurden die politischen Beziehungen Rottweils zur Eidgenossenschaft allerdings auf eine schwere Probe gestellt. Nur die katholischen Orte leisteten Rottweil militärische Hilfe in bescheidendem Umfang. Die reformierten Orte bezichtigten Rottweil des Vertragsbruchs wegen der Öffnung der Stadttore für den katholischen Kaiser. Im Alltag verlor das Bündnis daher an Bedeutung.
Zur Zeit der Französischen Revolution bemühte sich der Rottweiler Bürgermeister Johann Baptist Hofer vergeblich um eine Neubelebung des „Ewigen Bundes“.
Erst 1913 wurde durch die neu entstandene und bis heute bestehende Städtepartnerschaft zwischen Brugg und Rottweil an die Jahrhunderte alten Beziehungen angeknüpft.
Feier zum Jubiläum 500 Jahre Ewiger Bund am 7. September 2019
Eingebettet in das Stadtfest feierte die Stadt Rottweil mit Gästen aus der Politik, aus der Rottweiler Gesellschaft und selbstverständlich mit Gästen aus allen, im Ewigen Bund verbundenen Städten und Ortschaften in der Schweiz. Auch der Schweizerische Botschafter in Berlin Dr. Paul R. Seger sowie der Bundestagsabgeordnete Volker Kauder feierten mit dem Rottweiler Oberbürgermeister Ralf Broß und den Rottweiler Bürgerinnen und Bürgern die 500-jährige Freundschaft zwischen der Stadt und den Schweizer Eidgenossen.
Begonnen haben die Feierlichkeiten mit der Eröffnung einer Ausstellung zum Thema „500 Jahre Ewiger Bund“, in der vor allem die Freundschaft zwischen Bürgern, Vereinen und Institutionen der beiden Städte Brugg (Aargau) und Rottweil dargestellt wurde. Die Ausstellung wurde von zwei Mitgliedern des Vereines „Rottweiler Freunde von Brugg e.V.“ , Harald Sommer und Wolfgang Mack konzeptioniert und erstellt. Zur Eröffnung, musikalisch begleitet von einem Ensemble der Stadtkapelle, kamen viele interessierte Rottweiler Bürgerinnen und Bürger.
Die Bürgerwehr und der Fanfarenzug mit den Fahnenschwingern begleiteten am Samstagnachmittag die Festgesellschaft beim Einzug durch das Schwarze Tor. Angekommen am Alten Rathaus eröffnete Oberbürgermeister Broß mit einem Fassanstich das Stadtfest. Zuvor hatte er die Delegationen aus Altdorf, Appenzell, Basel, Bern, Brugg, Freiburg im Üchtland, Sarnen, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Stans, Zug und Zürich im Alten Ratssaal begrüßt. Leider musste der Abgesandte der Stadt Luzern kurzfristig wegen eines Krankheitsfalles absagen. Aus Stuttgart waren der Generalkonsul Ernst Steinmann und Konsul Thomas Casura angereist. Vom Bockshof hörte man die Salutschüsse der Bürgerwehr, die ein Landsknechtlager aufgeschlagen hatten.
Die 500 Jahre alte Urkunde wurde im Sonnensaal des Kapuziners, wo der abendliche Festakt stattfand, in einer Vitrine präsentiert. Zur Erinnerung an das Festwochenende und Bekräftigung der Freundschaft unterschrieben Vertreter*innen der Städte eine Gedenkurkunde mit dem Text „In Erinnerung an den im Jahr 1519 geschlossenen Vertrag unterzeichnen die am 7.und 8. September 2019 zusammengekommenen Städte in Rottweil diese Urkunde“.
Die Jazzband True Blue um den Rottweiler Bassisten German Klaiber mit musikalischer Verstärkung aus der Schweiz umrahmte den Festakt mit Musik und der Rottweiler Kabarettist Thomas C. Breuer führte durch den Abend. Er beeindruckte durch seine hervorragende Kenntnis der beteiligten eidgenössischen Orte und brachte die Festgesellschaft mit der Beschreibung vieler charakteristischer Eigenheiten und Anekdoten zum Lachen.
Ausklingen ließ die Festgesellschaft den Abend mit einem Umtrunk im stimmungsvoll beleuchteten Innenhof des Stadtmuseums.
Mit einem großen ökumenischen Festgottesdienst feierten Münsterpfarrer Timo Weber und Pfarrerin Esther Kuhn-Luz von der evangelischen Kirchengemeinde Rottweil gemeinsam mit Pfarrerin Bettina Badenhorst, die extra aus Brugg angereist war, den „Ewigen Bund“ im Heilig-Kreuz-Münster am Sonntagvormittag. Der Münsterchor, der Chor der Predigerkirche, der Chor von St. Nikolaus in Brugg und der Chor der Stadtkirche Brugg erfreuten mit ihrem Gesang. Zum Abschluss der Festlichkeiten erklang der Schweizerpsalm.
Im Anschluss an den Gottesdienst waren die Gäste der Stadt eingeladen, an einer Führung um und auf den Testturm teilzunehmen. Mit vielen schönen Erinnerungen und als Gastgeschenk der Figur des Schweizer Fähnrichs (Marktbrunnen), einer Skulptur des Rottweiler Künstlers Holger Rabenstein, im Gepäck machten sich die Delegationen wieder auf die Heimreise.
Copyright Bilder: Ralph Graner Photodesign.